Hundeführerschein - Was ist ein Sachkundenachweis oder ein Wesenstest?

Hundeführerschein – Was ist ein Sachkundenachweis oder ein Wesenstest?

Foxterrier am lenkrad

Die Schlagwörter Hundeführerschein, Sachkundenachweis und Wesenstest sind Dir als Hundebesitzer ein Begriff. Unklar ist oft, was sich hinter diesen Bezeichnungen versteckt. Sind es Empfehlungen oder Vorgaben von den einzelnen Bundesländern? Mit den nachfolgenden Erläuterungen bringen wir Licht in den Vorschriftendschungel für Hundebesitzer.

Was bedeutet Hundeführerschein

Einen Hundeführerschein kann jeder Hundebesitzer für jede Hunderasse machen. Er ersetzt aber nicht den Wesenstest für die Kategorie Listenhunde. Im Prinzip ist es eine freiwillige Angelegenheit. Eine Hundeführerscheinpflicht besteht in Niedersachsen. Das betrifft Anfänger in der Hundehaltung (Ersthundebesitzer). In Berlin benötigst du einen Hundeführerschein, wenn du deinen Hund im Freilauf führen willst. Einen Anreiz für den Hundeführerschein bietet die Landeshauptstadt München. Nach bestandener Prüfung wirst du für ein Jahr von der Hundesteuer befreit.

Ein Hundeführerschein wird von verschiedenen Institutionen vergeben:

  • Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater (BHV)
  • Berufsverband zertifizierter Hundetrainer (BVZ)
  • Dachverband für Haustierverhaltensberatung in Europa (DHVE)
  • Dehra-Zentrum für Hund und Halter
  • Internationalen Berufsverband der Hundetrainer und Hundeunternehmer (IBH)
  • Verband für das deutsche Hundewesen (VDH)

und von einigen mehr.

Die Ausbildung und der Prüfungsablauf erfolgt in einer Hundeschule oder in Vorbereitungskursen des Verbandes. Am besten du sprichst die Hundeschule deines Vertrauens auf diese Möglichkeit an.

Hundeführerschein – Ausbildung

Der VDH-Hundeführerschein beinhaltet drei Ausbildungsbereiche:

  • Sachkunde für den Hundehalter
  • Hundegehorsam
  • Soziales Verhalten des Hundes

Sachkunde für den Hundehalter

Der Inhalt des Lernstoffes und der Ablauf der Prüfung ist identisch mit der theoretischen Prüfung zum Sachkundenachweis.

Hundegehorsam

In einer Hundeschule lernt das Mensch-Hund-Team spielerisch die Zusammenarbeit. Die sogenannte „Unterordnung“ mit den Kommandos Sitz, Platz, Bleib und Komm wird geübt. Das Ganze erfolgt einmal an der Leine und im Freilauf. Zusätzlich wird die Leinenführigkeit mit durchhängender Leine geübt. Diese Zusammenarbeit zwischen Herrchen oder Frauchen und Hund vertieft die Beziehung zwischen den beiden. Bei der Prüfung dürfen Hilfsmittel verwendet werden. Eine Belohnung zum Abschluss (Spielzeug oder Leckerchen) darf nicht fehlen.

Soziales Verhalten des Hundes

Die „Trainingseinheiten“ in der Hundeschule erfolgen im Gruppenunterricht. Dadurch lernt der Vierbeiner die Nähe von Artgenossen zu akzeptieren. Geführte Ausflüge an belebte Orte (beispielsweise Einkaufszentren oder Marktplätze) erhöhen die Sicherheit des Vierbeiners. Im Prüfungsmodus werden die Leinenführigkeit im Alltag (Grünanlagen, Stadtbereiche, Menschenansammlungen und Ähnliches) und das Verhalten zu Artgenossen in fremder Umgebung getestet. Dieser Prüfungsbereich orientiert sich an dem praktischen Teil des Sachkundenachweises.

Kosten

Die Prüfungsgebühren für den Hundeführerschein sind unterschiedlich. Werden der theoretische und der praktische Teil separat abgerechnet kann die Theorie bei 20,00€ und der Praxisteil bei 80,00€ liegen. Es gibt auch Komplettangebote, die in der Summe günstiger liegen.

Die Lern- und Übungsphasen werden in Kursen angeboten. Die Mitgliedschaft in einem Hundeverein ist eine günstigere Variante zu den Kursgebühren.

Was ist ein Sachkundenachweis?

Den Sachkundenachweis muss der Hundehalter ablegen. Mit diesem Nachweis beweist der Mensch, dass er fähig ist, seinen vierbeinigen Freund zu halten. Diese Einführung ist gerecht, vor allem für den Bereich Listenhunde. Durch diese Vorschrift ist der „schwarze Peter“ nicht nur bei den sogenannten Kampfhunden. Der Hundebesitzer kann durch Unwissenheit oder Prestigeverhalten in der Hundeerziehung die Aggressivität beim Hund erst auslösen.

Leider sind in den einzelnen Bundesländern die Vorschriften wieder unterschiedlich. Manchmal ist es nur beim Halten von Listenhunden notwendig. In manchen Ländern wird es ebenfalls als Grundlage zum Halten von großen Hunderassen verlangt. Der Zeitaufwand zur Vorbereitung für die Prüfung ist unterschiedlich. Im Vorfeld sollten die theoretischen Fragen gründlich durchgearbeitet werden. Die Grundlagen für den praktischen Teil können bei jedem Gassigehen gelegt werden.

Umfang des Sachkundenachweises

Theoretischer Teil

Aus den Wissensgebieten

  • Erziehung und Ausbildung
  • Hundehaltung und -pflege
  • Körperliche Bedürfnisse (Gesundheit, Ernährung, Sexualtrieb)
  • Soziales Verhalten, Hundekommunikation
  • Bereich Angst und Aggression
  • Rassenkunde
  • Rechtliches rund um den Hund

werden Prüfungsfragen zusammengestellt (teilweise ein Umfang von 30 Fragen). Wird dieser Test zu 75 % richtig beantwortet, ist er bestanden. Die Prüfung kann wiederholt werden. Die Gültigkeit deiner bestandenen Prüfung ist unbeschränkt.

Praktischer Teil

Dieser Prüfungsabschnitt wird zusammen mit deinem Hund absolviert. Diese Tatsache ist nicht zwingend vorgeschrieben. Du kannst diesen praktischen Test auch mit einem anderen Hund absolvieren. Das ist zwar nicht logisch, aber im Mittelpunkt steht dein theoretisches und praktisches Hundewissen. Dieses Hundewechselspiel ist nicht bei behördlichen Prüfungen möglich.

In diesem Prüfungsabschnitt wird das Verhalten von dir und dem Hund in Alltagssituationen geprüft. Beispielsweise im Straßenverkehr (Autos, Radfahrer) und in Fußgängerzonen (Menschenansammlungen, andere Hunde, Lärm). Wie läuft die Kommunikation zwischen euch (Grundbefehle, Leinenführigkeit, Gehorsamkeit)?

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Sonstige Vorschriften

Der menschliche Prüfungsteilnehmer muss mindestens 16 oder 18 Jahre alt sein. Der Halter von Listenhunden darf nicht vorbestraft sein. Der tierische Teilnehmer muss mindestens 12 Monate alt sein, versichert und gechippt sein. Die Prüfungsgebühren liegen zwischen 30,00€ und 80,00€.

Alternativer Sachkundenachweis

Wenn der Mensch mit seinem Hund in einem Hundeverein trainiert besteht ebenfalls die Möglichkeit. Vor allem die Ausbildung zum Begleithund beinhaltet diese Prüfung. Der Ausbildungsstand Begleithund ist die Grundlage für weitere Ausbildungsstufen. Inwieweit dieser Sachkundenachweis behördlich anerkannt wird muss separat geklärt werden.

Was bedeutet Wesenstest?

Den Wesenstest gibt es schon lange. Noch vor der sogenannten Kampfhundeverordnung konntest du verhaltensauffällige Vierbeiner testen lassen. Leider sind der Umfang und die Ausführung in jedem Bundesland anders. Genauso verhält es sich mit den Kosten. Die Gebühren schwanken zwischen 100,00€ und 300,00€.

Die Grundidee war und ist den Charakter, die Nervenstärke und die Verlässlichkeit unter bestimmten Bedingungen zu testen. Dadurch lässt sich das Aggressionspotential und mögliche Auffälligkeiten feststellen. Den Wesenstest können Tierärzte und behördlich bestellte Prüfer durchführen.

Testkriterien

Verhalten des Hundes in seinem Wohnbereich durch den Prüfer.
Alltagssituationen werden nachgestellt und das Verhalten des Hundes beurteilt:

Beispielsweise:

  • Streicheln des Hundes durch eine fremde Person
  • Eine fremde Person fixiert den Hund aus nächster Nähe
  • Jogger und Fahrradfahrer kreuzen den Weg
  • Verhalten gegenüber Artgenossen mit und ohne Hundebesitzer

Wesenstest Listenhunde

Diese Hunde kommen nicht aggressiv auf die Welt. Die Erziehung, die Haltung und das angeborene Dominanzverhalten sind wichtige Kriterien. Bei einem bestandenen Wesenstest können die Haltungsbedingungen gelockert werden. In vielen Bundesländern ist ein Wesenstest vorgeschrieben. Im Durchschnitt sollte dein Hund etwa 15 Monate alt sein. Die Kosten trägst du.

Wesenstest Hunde allgemein

Wird ein „normaler“ Hund in der Öffentlichkeit auffällig wird häufig ein Wesenstest verlangt. Zählt dein Hund zu den Raufbolden kann der Besitzer des gebissenen Hundes einen Wesenstest verlangen. Je nach Testergebnis kann eine Maulkorbpflicht verhängt werden. Die Kosten für den Test trägt der Besitzer des Übeltäters.

Wesenstest als Zuchtgrundlage

Verantwortungsbewusste Züchter lassen bereits seit Jahren ihre Zuchthunde begutachten. Dadurch kannst du sicher sein, dass mit verhaltensauffälligen Hunden nicht gezüchtet wird.

Fazit

In ganz Deutschland spielt der Hundeführerschein, der Wesenstest und der Sachkundenachweis eine Rolle. Ärgerlich ist die uneinheitliche Verwendung in den Bundesländern. Bei Reisen mit Hund innerhalb Deutschlands kommt zu den normalen Reisevorbereitungen der Zeitaufwand für das Vorschriftenstudium hinzu.